Gute-Nacht Märchen von "Mir geht´s gut"
- Carlson El Murtadi; M.Sc.

- 29. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 4 Tagen
Ich möchte dir heute ein Märchen erzählen.
Ein Märchen für Erwachsene.
Für Männer und für Frauen, die sie lieben.
Und für alle, die wissen, dass Stärke manchmal leise wird.
Es ist das Märchen von Tonny. Und sein Märchen heißt:
Im Rahmen der Veranstaltung „Männer Väter Klartext“ in Ottobrunn bei München trug Männer- & Väterberater Carlson El Murtadi ein berührendes Gedicht über die Realität der Selbstliebe vor - ein Moment stiller Ehrlichkeit, der viele im Raum bewegt hat.
„Mir geht’s gut.“

Tonny ist 47.
Ein Mann mitten im Leben.
Arbeitet viel, kümmert sich um Familie,
trägt Verantwortung.
Er steht früh auf,
trinkt Kaffee,
schaut in den Kalender.
Voller Termine.
Er nickt, atmet tief,
und macht weiter.
Wenn ihn jemand fragt, wie’s ihm geht,
sagt er immer denselben Satz:
„Mir geht’s gut.“
Und er meint es auch.
Zumindest glaubt er das.
Doch sein Körper weiß es besser.
Sein Herz klopft zu schnell.
Sein Schlaf ist flach.
Und sein Kopf ist voller Listen,
aber leer von Ruhe.
Das Herz sagt leise:
„Hör auf mich.“
Aber Tonny hört nicht.
Denn Männer hören oft erst dann hin, wenn es weh tut.
Eines Tages liegt ein Brief auf seinem Küchentisch.
Von der Krankenkasse.
„Einladung zur Krebsvorsorge“, steht drauf.
Tonny seufzt.
Nervig.
Er legt ihn zur Seite.
Er will ihn später öffnen.
Später das Zauberwort, mit dem viele Männer sich beruhigen.
Er denkt:
„Ich hab keine Zeit.“
„Ich fühl mich doch gut.“
"Geldmacherei..."
Aber was er nicht weiß:
In Deutschland bekommen jedes Jahr rund 67.000 Männer die Diagnose Prostatakrebs.
Und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind immer noch die häufigste Todesursache bei Männern.
Rund 75 % der Betroffenen sind Männer wie Tonny.
Männer, die sagen: „Mir geht’s gut.“
Tonny funktioniert.
Er hält durch.
Er ist zuverlässig, fleißig, stark.
Doch genau das wird ihm zum Verhängnis.
Denn echte Stärke heißt nicht: alles aushalten.
Echte Stärke heißt: hinsehen.
Aber Tonny kann das nicht.
Noch nicht.
Er merkt, dass er müde ist.
Dass er gereizt reagiert.
Dass sein Lachen kürzer wird.
Doch statt Pause... macht er weiter.
Er nennt das „Verantwortung“.
Aber in Wahrheit ist es: Selbstvergessenheit.
Abends sitzt Tonny auf der Couch.
Die Kinder schlafen.
Seine Frau liest.
Oder tut so.
Zwischen ihnen ist es still geworden.
Nicht plötzlich.
Langsam.
Fast unmerklich.
Bis sie eines Abends sagt:
„Ich kann so nicht mehr.“
Und da bricht etwas in Tonny.
Leise, aber endgültig.
Zum ersten Mal seit Jahren weiß er keine Antwort.
Er sagt nicht: „Mir geht’s gut.“
Er sagt: „Ich weiß nicht mehr, wie.“
Und das ist der Moment, in dem alles beginnen kann ?
Ein Freund rät ihm, zur Männer- und Väterberatung zu gehen.
Tonny zögert.
"Psychotalk... Nein Danke"
„Ich brauch das nicht“, sagt er.
„Ich krieg das schon hin.“
"Das wäre doch ein Eingeständnis von Schwäche"
"Ein Gesichtsverlust.."
Aber irgendetwas in ihm sagt:
Geh hin.
Ein "Strategiegespräch" kann nicht Schaden.
Und er geht.
Zögerlich.
Unsicher.
Aber er geht.
Dort redet er.
Zum ersten Mal seit langem.
Über Druck.
Über Angst.
Über dieses Gefühl, immer funktionieren zu müssen.
Über das Gefühl „nicht genug zu sein“ und die Scham, die damit verbunden ist.
Er merkt es geht nicht um eine Schuldfrage.
Und während er redet, merkt er, dass er atmet.
Wirklich atmet.
Viele Männer kommen erst, wenn es fast zu spät ist.
Wenn die Beziehung bröckelt, die Frau oder Freundin innerlich bereits vor
Jahren gekündigt hat und die Kinder sich zurückziehen.
Aber es gibt einen anderen Weg:
Komm vorher.
Rede früher.
Tu’s, bevor du verlierst, was dir wichtig ist.
Männer und Väterberatung kann evtl. deine Ehe retten.
Deine Gesundheit...
Deine Nähe zu deinen Kindern...
Deine Tragfähigkeit als Mann und Vater...
Tonny fängt an, sich anders zu verhalten.
Er geht zu Vorsorgeuntersuchungen.
Er achtet auf Schlaf, Ernährung, Pausen.
Er sagt öfter:
„Ich brauch mal Zeit.“
Und er meint es ernst.
Er beginnt, sein Leben zu führen nicht nur zu verwalten.
Das nennt man Selbstführung und Selbstachtung.
Es heißt:
Ich übernehme Verantwortung für mich.
Ich achte auf mich, damit ich für andere da sein kann.
Heute sagt Tonny immer noch:
„Mir geht’s gut.“
Aber diesmal klingt es anders.
Ruhiger.
Ehrlicher.
Weicher.
Er sagt es, weil er gelernt hat, sich selbst ernst zu nehmen und selbst zu achten und zu lieben.
Weil er Hilfe angenommen hat.
Weil er lebt.
Er ist kein Held... aber ein Vorbild für die nächste Genration von Männern und Vätern.
Er ist einfach ein Mann, der aufgehört hat, sich selbst zu übersehen und zu belügen.
Und das ist vielleicht die größte Stärke, die ein Mann haben kann.
Also, wenn du das hier hörst, und du spürst dich irgendwo in Tonny wieder dann nimm das mit:
Warte nicht, bis dein Körper schreit.
Warte nicht, bis deine Ehe und Familie zerbricht.
Warte nicht, bis du sagen musst:
„Hätte ich doch früher…“
Geh zur Vorsorge ... zu deinem Arzt, dem du vertraust.
Rede.
Hol dir Unterstützung.
Nicht, weil du schwach bist.
Sondern, weil du lebst und dich selber liebst.
Und vielleicht sagst du dann, so wie Tonny, irgendwann leise zu dir selbst:
„Mir geht’s gut... Und diesmal stimmt’s.“
Gute Nacht, Tonny.
Gute Nacht, du da draußen.
Pass auf dich auf, Mann...
Du bist wichtig.
Du wirst gebraucht.
Haben Sie Fragen oder möchten Sie mehr erfahren?
Schick mir eine E-Mail mit dem Betreff „Gute-Nacht-Geschichte“ ich freue mich, von dir zu hören.

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